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Test der FollowMe Tandem-Kupplung

Die Zeiten haben sich geändert. Nicht mehr das Fahrrad ist das erste Fortbewegungsmittel für ein Kind, sondern ein Laufrad. Das gute daran ist, dass die Kinder dadurch bereits mit drei bis vier Jahren problemlos auf das erste Kinderfahrrad umsteigen können und nach kürzester Zeit das Fahrradfahren meistern. Und das ganz ohne Stützräder oder andere Hilfsmittel. Dadurch ergeben sich für Familien plötzlich ganz andere Möglichkeiten für Ausflüge, da sich der Radius mit dem Fahrrad schlagartig vervielfacht. Allerdings kommt ganz schnell das Problem auf, dass Kinder plötzlich keine Lust mehr haben weiterzufahren. Und was dann?

Hierfür gibt es einige mehr oder weniger passable Lösungen. Die eine Lösung ist, man nimmt einen Kinderanhänger mit und setzt das Kind in den Hänger und das Fahrrad wird irgendwie aufgeschnallt. Eine ander Lösung sind Tandemstangen, also eine Stande, welche Kinderrad mit dem Zugrad verbindet. Die dritte Lösung sind Fahrradnachläufer. Die erste Lösung ist in Ordnung, allerdings nimmt der Anhänger doch viel Platz in Anspruch und kostet deutlich mehr Kraft. Von den Tandemstangen können wir dagegen nur dingend abraten, denn wie etliche Tests gezeigt haben können diese für Kinder schlicht gefährlich werden. Oft ist bereits das Material mangelhaft so dass es zu Brüchen kommen kann. Auch das Fahrverhalten auf dem Kinderrad ist eine Katastrophe, da es sehr leicht zum pendeln kommen kann. Somit können wir nur ein ganz klares „Hände weg!“ empfehlen. Nachläufer bekommen ein Daseinsberechtigung wenn mit den Kids auf richtigen Trails gefahren werden soll oder man im Stadtverkehr unterwegs ist. Allerdings haben die Nachläufer den riesigen Nachteil, dass die Kinder nicht selber fahren können. Und somit kommen wir zu unserem klaren Favoriten, der FollowMe Tandemkupplung. Bei diesem System muss am Zugrad eine spezielle Achse verwendet werden, auf welche die Tandemkupplung aufgesteckt und gesichert wird. Am Kinderfahrrad wird am Vorderrad eine Achsverlängerung und am Unterrohr eine Einhängeklammer montiert. Und schon kann das Kinderrad werkzeugfrei in die Tandemkupplung eingehängt und fixiert werden. Das Vorderrad des Kinderrads ist fix mit dem Zugrad verbunden und weist eine Bodenfreiheit von etwa fünf Zentimeter auf.

Einfach das FollowMe System einklappen und mit einem Band am Sattel befestigen.
Einfach das FollowMe System einklappen und mit einem Band am Sattel befestigen.

Richtige Produktauswahl

Kommen wir zur ersten Hürde, der richtigen Produktauswahl. Für einen Preis von 259,- € gibt es das FollowMe Tandemkupplung Set in drei verschiedene Aufnahmevarianten, je nachdem ob das Zugfahrrad einen Schnellspanner/Hohlachse, Radmuttern-/Vollachse oder eine Nabenschaltung mit Schaltzug durch die Achse aufweist. Wenn man – wie wir – ein aktuelles Mountainbike verwendet, kommt es zu einem ersten Ärgernis. Man benötigt eine zusätzliche, passende Steckachse. Und durch die vielen unterschiedlichen Systeme (Achsbreite und Gewindegröße) ist die richtige Variante zum einen leider nicht trivial zu ermitteln und mit knapp 80,- € auch unverhältnismäßig teuer. Hier gilt der Dank vor allem den Fahrradherstellern, die in den letzen Jahren immer neue Standards entwickelt haben. Schlagworte hierfür sind Boot, Male, Syntace, Shimano, etc. Und das bedeutet für Zubehör wie Tandemkupplungen oder Fahrradanhängern eben auch häufig mehrere verschieden Achsen, falls diese an verschiedenen Zugrädern verwendet werden sollen. Im Downloadbereich der FollowMe Website wird unter „Technische Informationen“ eine Dokument mit den verschiedenen Steckachsen und ein Dokument für Steckachs-Kundenangaben angeboten, welches für die Beratung beim Fachhänder oder Online-Shop verwenden sollte. Bei der maximalen Laufradgröße gibt FollowMe 29″ und eine Breite von 2,0″ an. Damit wäre eigentlich fast jedes aktuelle MTB ausgeschlossen, da die meisten Räder 2,4″ bis 2,8″ breite Reifen aufweisen. Bei unserem Zugrad hatten wir dann auch ein 27,5″ Plus Hinterrad mit 2,8″ Breite verbaut, was problemlos funktionierte.

Die Erweiterung für das Kinderrad ist dann etwas einfacher. Kompatibel sind alle Kinderräder mit einer klassischen Rahmengeometrie, was auf alle gängigen Hersteller zutrifft. Zudem darf die Vorderradgabel, egal ob Starrgabel oder Federgabel, eine Maximalbreite von 155mm nicht überschreiten. Auch das ist bei fast allen Modellen gegeben. Bei der Vorderradgröße ist das FollowMe System ziemlich großzügig und funktioniert für Raddurchmesser von 12″ bis 20″. Sollte das Vorderrad des Kinderrads über einen Schnellspanner verfügen, ist jedoch zusätzlich die „Achsverlängerung QR/Schnellspanner“ für 19,95  nötig. Und bei den beliebten und leichten Woom Kinderrädern wird die „Achsverlängerungmutter für M6x30“ für 15,95 € benötigt.

Erstmontage

Bereit zum Ankoppeln des Kinderrades
Bereit zum Ankoppeln des Kinderrades

Bevor der Spaß mit den Kids beginnen kann, steht erst einmal die Erstmontage an. Dafür sollte definitiv genügend Zeit eingeräumt werden, damit am Ende alles passt. Nachdem wir dummerweise erst einmal entsprechend der Bilder darauf los montiert haben, mussten wir die Montage dummerweise abbrechen und ein zweites Mal durchführen. Nachdem wir uns dann genau an die beigefügte Schritt-für-Schritte  Anleitung gehalten hatten, war die Montage kein Problem und nach ca. einer Stunde alles fahrfertig. Dabei bleibt der Aufnahmeadapter dauerhaft am Unterrohr des Kinderfahrrads. Der Achsadapter bzw. die spezielle Steckachse kann auch dauerhaft am Elternfahrrad montiert bleiben. Nachdem der Wechsel der Steckachse jedoch sehr schnell erledigt ist, empfehlen wir die Demontage, da zum einen die Achse sehr schwer ist und zum anderen man vermutlich keinen 19er Maulschlüssel bei einer MTB Tour mit sich führt. Dieser ist allerdings bei einem platten Reifen zur Demontage nötig.

Solofahrt vs. Tandemfahrt 

Der große Vorteil dies Systems ist, dass die Kids mit ihrem Fahrrad selber fahren können und die FollowMe Tandemkupplung in eingeklapptem Zustand am Zugfahrrad mittels eines Bandes und Karabinerhakens am Sattel befestigt wird. Sollte das Kind nun unterwegs keine Lust mehr auf eigenständiges Fahren haben, lässt sich das Kinderrad innerhalb kürzester Zeit in die Kupplung einhängen. Zuerst wird dabei das Band entfernt und verstaut und dann die Kupplung ausgeklappt. Nun löst man die beiden Befestigungen für die untere Führungsschiene,  hängt das Vorderrad des Kinderfahrrads ein und dreht die drei Befestigungen fest. Und das alles komplett Werkzeugfrei. Ist das Kinderbike befestigt, heißt es nur noch aufsatteln und los geht es im Tandem. Dank Freilauf können die Kinder nun eigenständig beim treten unterstützen oder sich einfach ziehen lassen. 

Fahreigenschaften

Kopplung des Kinderrads
Kopplung des Kinderrads

Die Fahreigenschaften sind tadellos. Durch die fixe Befestigung auf der speziellen Achse ist der Schwerpunkt der Tandemkupplung sehr niedrig und hat keine negative Einflüsse auf das Fahrverhalten des Zugfahrrads. Einzig das erhöhte Gewicht muss vor allem beim Bremsen berücksichtigt werden. Durch das Gelenk in der Kupplung hat man einen sehr kleinen Wendekreis, was auf engen Wegen Vorteilhaft ist. Wieviel Kraft beim Fahren benötigt wird, hängt maßgeblich von der Unterstützung durch das Kind ab. Durch entsprechende Motivation wird jedoch in den meisten Fällen der Ehrgeiz des Kindes angeregt und das unterstützende Treten spürt man merklich. Bei uns dienten als Motivation zum Beispiel ein Wettrennen mit anderen Radlern oder ein so schnelles fahren wie „Lightning McQueen“ aus Cars. Alles in allem durchweg positive Eigenschaften. 

Grenzen der Tandemkupplung

Kommen wir zu den Grenzen des Systems. MTB-Trails können nur bedingt gefahren werden, da durch die geringe Bodenfreiheit das Vorderrad des Kinderrads sehr schnell aufsetzt. Dies ist jedoch in Ordnung, da den meisten Kinderräder sowieso eine entsprechende Federung fehlt und dadurch nur bedingt geländetauglich sind. Auch die Mitnahme von Gepäck ist nur bedingt möglich und beschränkte sich auf die Möglichkeiten am Zugrad. Gehen wir also von einem Mountainbike aus, beschränkt sich das Gepäck auf einen Rücksack und sein entsprechendes Packmaß. Eine bedeutendere Einschränkung – zumindest mit aktuellen Mountainbikes – ist die spezielle Steckachse am Zugrad, welche sich nur mit einem 19er Maulschlüssel entfernen lässt. Man sollte sich also am Besten keinen Platten fahren oder aber einen entsprechenden Maulschlüssel mitführen. Der letzte Kritikpunkt – wenn man es denn so nennen kann – was machen, wenn das Kind müde wird? Durch die Gefahr des „Runterfallens“, sollten somit rechtzeitig Pausen eingeplant werden.   

Bewertung

+ Einfache, werkszugfreie Kopplung des Kinderrads
+ Kind kann selber oder als Tandem fahren
+ sichere Kopplung
+ sehr gute Fahreigenschaften für das Zugrad als auch das Kinderrad
– Keine Fahren/Transport möglich, wenn das Kind einschläft
– Kind kann vom Rad fallen, wenn es einschläft
– Für die Demontage der Steckachse wird ein 19er Maulschlüssel benötigt
– nur bedingt geländetauglich

Fazit

Die FollowMe Tandemkupplung kann vollauf überzeugen und ermöglicht Familien mit Kind unkomplizierte Radtouren und -ausflüge. Das technisch durchdachte System ist sehr flexibel, lässt sich schnell montieren und das an-/abkoppeln des Kinderrads geht im Handumdrehen. Und das alles komplett werkzeugfrei. Dadurch kann das Kind selber fahren oder es lässt sich von den Großen ziehen, kann dabei aber auch selber noch unterstützen. Der Spaß für Groß und Klein ist somit garantiert.

3 thoughts on “Test der FollowMe Tandem-Kupplung

  • Wenn ich es richtig sehe, dann habt Ihr das JAM² für den Test verwendet. Könnt Ihr mir evtl. weiterhelfen?
    Welche Steckachse habt Ihr dafür verwendet?

    Antwort
    • Hallo,
      es kommt auf das Modelljahr des Jam2 an. Wichtig ist die Einbaubreite der Steckachse (Boost) und die Gewindesteigung. Einmal war das Maxle System passend. Man kann aber auch die Mutter auf der Schaltwerkseite tauschen.
      Von FollowMe hatten wir die breite Steckachse mit Maxle Kompatibilität im Einsatz.

      Viele Grüße
      Euer X-ACES Team

      Antwort
      • Hallo,
        Danke für den guten Test! Ich habe die selbe Frage zur passenden Achse für das Jam2, habe im Fahrradgeschäft abweichende Aussagen bekommen. Habe ein Jam² 9.6 Plus (Modelljahr 2019) mit Race Face AR40 584-40 Felgen und Novatec 12 x 148 mm Hinterrad-Nabe… Ist das das selbe Rad wie in Ihrem Test? Ist da die Maxle-Achse richtig, oder doch die hier (wurde mir vom Fahrradladen genannt, waren aber nicht 100% sicher): 12 x 178 mm, Gewindesteigung: M12x1,5, Typ Shimano/E Thru (Boost), Herstellernummer: 121.130

        Wäre super dankbar für eine Antwort!

        Antwort

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