World Cup Diaries Snowshoe
Die Replays vom Mercedes-Benz UCI Mountain Bike World Cup in Snowshoe auf Red Bull TV
snowshoe, usa – 10. september 2019 – Die Mountainbike-Saison ging im ganz großen Stil zu Ende. Das Saisonfinale in Snowshoe hat sogar höchste Erwartungen noch übertroffen. Eines ist klar: Egal, wie die Bedingungen sind, die Mountainbike-Athleten zeigen immer eine sensationelle Show und grandiose Leistungen. Auch die Werte Fairness und Respekt werden im Sport und wie in Snowshoe gesehen, vor allem beim Mountainbiken ganz groß geschrieben. Hier sind die Replays des Saisonfinals des Mercedes-Benz UCI Mountain Bike World Cups.
DHI Frauen: Hannahs Taktik geht auf
Tracey Hannah (AUS) hat den Downhill-Gesamtweltcup für sich entschieden. Ihren ersten großen Titel hat die Australierin clever und vorausschauend eingefahren. Nach ihrem zweiten Saisonsieg in Les Gets hatte Hannah einen großen Vorsprung und schaltete in den Verwaltungsmodus. Mit all ihrer Erfahrung wusste die 31-Jährige, dass sie auch mit vermeintlichen Sicherheitsläufen in den übrigen drei Saisonrennen genügend Punkte einfahren würde, um ihr großes Ziel zu erreichen. So hätte selbst ein sechster Platz beim Saisonfinale in Snowshoe gereicht. Hannah erzielte Rang fünf und hatte genügend Puffer auf die siebtplatzierte Emilie Siegenthaler (SUI). Der Plan ging also voll auf. Die gesamte Anspannung viel im Ziel ab und mit Familie und Freunden feierte sie den Gewinn der Kristall-Trophäe.
Nervenaufreibend wurde es, weil Marine Cabirou (FRA) ebenfalls eine bärenstarke Saison zeigte und in den Appalachen ihren dritten Weltcupsieg insgesamt und in Serie erzielte. Die 22-Jährige verwies die neue Weltmeisterin Myriam Nicole (FRA) auf Platz zwei. Als Dritte in Snowshoe schob sich Veronika Widmann (ITA) noch auf Rang drei in der Gesamtwertung. Nina Hoffmann (GER) verpasste sowohl die WM als auch Saisonfinale verletzungsbedingt, ist dennoch Vierte im Gesamtweltcup. Tahnée Seagrave (GBR) zeigte wie Nicole ein erneut gutes Rennen nach der verletzungsbedingten Auszeit und landete in Snowshoe auf Platz vier. Das starke Schweizer Ergebnis in den USA mit drei Eidgenossinen in den Top 10 komplettierten Camille Balanche als Achte vor Carina Cappellari. Die Deutsche Sandra Rübesam wurde Elfte.
DHI Männer: Beim Duell zwischen Bruni und Pierron gewinnt die Freundschaft
Sich umarmend standen sie im Zielraum und beobachteten den letzten
Rider der Saison. Der Zweikampf zwischen Amaury Pierron und Loic Bruni
(FRA) fand in bester Hitchcock-Manier statt. Als hätte der Meister des
Nervenkitzels das Drehbuch selbst geschrieben, ging Pierron früh ins
Rennen und übernahm mit einer beherzten, aber nicht fehlerfreien Fahrt
die Führung. Dennoch bissen sich die zehn folgenden Rivalen nach und
nach an seiner Bestzeit die Zähne aus. Als nur noch Bruni und der
Qualifying-Schnellste Danny Hart (GBR) im Starthaus standen, gingen
Pierrons Blicke vom Hot Seat noch banger nach oben. Wenn Pierron
gewinnt, musste Bruni mindestens Dritter werden, um sich erstmals den
Gesamtweltcup zu sichern. In seiner nervösen Fahrt lag der alte und neue
Weltmeister lange außerhalb der Top 3 und schob sich erst durch einen
guten Schlusssektor auf den so wichtigen dritten Platz.
Als ob es nicht schon dramatisch genug gewesen wäre, setzte die Fahrt von Hart dem Spannungsbogen die Krone auf. Die Zwischenzeiten des Briten verbesserten sich stetig, so dass Pierron und Bruni ein wahres Wechselbad der Gefühle erlebten. Hart verbesserte sich von Rang sechs bis zu Platz eins bei der Zieldurchfahrt und sorgte für ein Happy End aus Brunis Sicht. Der enttäuschte Pierron war der erste Gratulant und ein mehr als fairer noch dazu. Schon in der Vorberichterstattung auf Red Bull TV zeigte sich, dass das Duell zwischen Pierron und Bruni ein ganz besonderes ist. Bei aller Rivalität, die beiden Freunde praktizieren die Werte Fairness und Respekt in Perfektion. Aus dem Zweikampf ging Bruni zwar als Gesamtweltcupsieger hervor, aber durch sein Verhalten ist auch Pierron ein ganz Großer. Verlierer gab es ohnehin nicht. Der Sport und die Zuschauer waren weitere von vielen Gewinnern an diesem denkwürdigen Downhill-Tag. Bruni reiht sich damit in eine ganz besondere Riege ein: Lediglich Francois Gachet (FRA; 1994), Nicolas Vouilloz (FRA; 1995, 1996, 1998, 1999) und Sam Hill (AUS; 2007) gewannen bislang den WM-Titel und sicherten sich den Gesamtweltcup im selben Jahr. Im Konzert der Großen haben auch Andreas Kolb und David Trummer (beide AUT) sowie Max Hartenstern (GER), die im Qualifying auf sich aufmerksam gemacht haben und geschlossen in die Top 15 gefahren sind, mitgemischt. Im Rennen erreichten das Trio die Ränge 22 (Trummer), 30 (Kolb) und 42 (Hartenstern).
XC Frauen: Courtney gewinnt auch im zweiten Elite-Jahr einen großen Titel
Vergangenes Jahr wurde Kate Courtney (USA) etwas überraschend Weltmeisterin. Mit dem Gewinn des Gesamtweltcups in ihrer zweiten Saison als Elite-Riderin ist die US-Amerikanerin auf dem besten Weg eine ganz Große des Sports zu werden. Der finale Showdown zwischen Courtney und Jolanda Neff (SUI) fand zwar nicht mehr auf allerhöchstem Niveau statt, was den Zweikampf aber umso spannender machte. Als Dritte im Short Track und mit Platz fünf im Cross Country konnte Courtney den Rückstand von 73 Punkten noch in den Gesamtsieg umbiegen. Nach einer kräftezehrenden Saison beendete die Schweizerin die Rennen in West Virginia auf den Plätzen 16 (Short Track) und elf (Cross Country). Damit war die Konstante der Saison erstmals nicht in den Top 10 vertreten und beendete folglich auch den Gesamtweltcup als Zweite. Eine Platzierung, die Neff in vier von sieben Cross-Country-Rennen und bei der Weltmeisterschaft erzielte. Von Frust war bei der dreimaligen Gesamtweltcupsiegerin aber keine Spur. Die 26-Jährige rekapitulierte ihre Saison in gewohnt sympathischer Manier, gratulierte ebenso artig wie respektvoll und fotobombte sogar Courtneys Siegerfotos mit einem Lächeln. Die 23-jährige Courtney hingegen sicherte sich nach drei Cross-Country-Siegen und zwei Short-Track-Erfolgen erstmals die Kristall-Trophäe.
Die Duelle um den Tagessieg in beiden Rennen waren nicht minder spannend als die Entscheidung im Gesamtweltcup: Den Sieg im Short Track sicherte sich Jenny Rissveds (SWE) auf bemerkenswerte Art und Weise. Bei ihrer ersten Attacke in der fünften von acht Runden krachte die Schwedin noch in die Absprerrung kurz vor dem steilen Anstieg und joggte anschließend die Steigung hinauf. Zu Beginn der letzten Runde machte es die Olympiasiegerin von 2016 besser und war nicht mehr einzuholen. Im Hauptrennen waren es die kämpferische Einstellung und ein fantastisches Überholmanöver kurz vor dem Ziel von Pauline Ferrand-Prévot (FRA), die die Weltmeisterin im Zweikampf mit einer starken Anne Terpstra (NED) als Siegerin hervorgehen ließen. Ein Blick in die Replays lohnt sich bei diesen sehenswerten Rennen allemal.
XC Männer: Kein Defekt sondern Forster kann die Maschine Schurter stoppen
Nino Schurter (SUI) klimmt die Cross-Country-Legenden-Treppe immer weiter nach oben und hat jetzt schon seinen früheren Rivalen Julien Absalon (FRA) eingeholt. Mit acht WM-Titeln steht der Schweizer ohnehin allein auf weiter Flur. Seinen siebten Gesamtweltcupsieg sicherte er sich stilvoll mit seinem ersten Short-Track-Sieg. Dabei profitierte der 33-Jährige von einem Missgeschick von Henrique Avancini (BRA), der wie Rissveds die Absperrung küsste und so Schurter ziehen lassen musste. Offiziell hat Schurter damit auch 33 Weltcupsiege auf seinem Konto und zu Rekordhalter Absalon aufgeschlossen. Für Schurter aber ist der Rekord ungültig, da er nur XCO-Siege zählt. Somit verbleibt der Mountainbike-Ikone noch eine weitere Stufe in den Olymp für 2020. Denn im abschließenden Cross-Country-Rennen warf ihn in Führung liegend ein defekter Hinterreifen zurück. Zwar kämpfte er sich wieder heran und schloss mit der Verfolgergruppe an den in der Folge alleine führenden Avancini auf. Ein Kraftakt, von dem Lars Forster (SUI) in der Schlussphase profitierte. Den finalen Move hat sich Schurters Teamkollege von Ferrand-Prévot abgeschaut, denn er setzte wie die siegreiche Französin zum identischen und entscheidenden Überholmanöver an. Schurter konnte nicht mehr kontern und der Coup war perfekt. Forster feierte seinen ersten Weltcupsieg und Schurter freute sich mit seinem Landsmann. Gleichermaßen stark und unglücklich verlief das Rennen für Manuel Fumic (GER). Der Deutsche befand sich zu Beginn der letzten Runde als Dritter in der siebenköpfigen Spitzengruppe, landete aber auch in der Absperrung und konnte nicht in den Kampf um den Tagessieg eingreifen. Am Ende erreichte der 37-Jährige dennoch einen respektablen sechsten Platz. Lukas Flückiger (SUI) wurde Zwölfter. Georg Egger (GER) überquerte die Ziellinie als 16. Luca Schwarzbauer (GER) belegte Rang 19 vor Andri Frischknecht und Reto Indergand (beide SUI).
4 Gründe, warum Mountainbike 2020 noch fesselnder wird
1. Die Weltspitze bei den Downhill-Frauen wird
qualitativ noch besser. Seagrave und Nicole kommen fit aus dem Winter.
Hoffmann und Rachel Atherton (GBR) kehren nach ihren Verletzungen
zurück. Cabirou hat sich in der Weltspitze etabliert und Vali Höll
(AUT), die schon in dieser Saison öfter die schnellste Frau war, rückt
von der Junioren- in die Elite-Kategorie auf.
2. Die Konkurrenz will die französische
Downhill-Dominanz brechen. Die starken Briten, die motivierten
US-Amerikaner und „The GOAT“ Greg Minnaar (RSA) sowie Troy Brosnan
(AUS), um nur die Spitze zu nennen, wollen nicht nochmal im Schatten der
Franzosen stehen.
3. Im Cross-Country der Frauen gibt es mindestens
einen Fünfkampf um den Gesamtweltcup: Terpstra, Ferrand-Prévot und
Rissveds ergänzen das packende Duell zwischen Neff und Courtney. Und
auch Sina Frei (SUI) wird sich weiter in der Weltelite etablieren.
4. Legende Schurter muss sich nicht nur gegen
Mathieu van der Poel (NED) erwehren. Auf der Jagd nach dem 33. XCO-Sieg
muss sich Schurter gegen stärker werdende Konkurrenz durchsetzen. Ondřej
Cink (CZE), Gerhard Kerschbaumer (ITA), Mathias Flückiger (SUI),
Henrique Avancini (BRA) und das französische Trio Maxime Marotte, Jordan
Sarrou und Stéphane Tempier wollen Schurters Durchmarsch in den
Cross-Country-Olymp etwas verlangsamen. Spannend wird zudem sein, wie
Radsport-Phänomen Mathieu van der Poel (NED) seine olympische Saison
gestaltet.
Die Replays des UCI Mountain Bike World Cups aus Snowshoe gibt es on-demand, jederzeit und überall verfügbar auf redbull.tv. Auch die Mountainbike-Saison 2020 gibt es wie gewohnt weiterhin auf Red Bull TV zu sehen. Weitere aktuelle Informationen und noch mehr actionreiche Unterhaltung rund um das Thema Mountainbike finden sich auf dem Red Bull Bike Channel auf redbull.tv/bike.