50 Jahre Dolomiti Superski ein Rück- und Ausblick: Teil 1
Alles Gute zum Geburtstag: Dolomiti Superski!
Seit genau einem halben Jahrhundert gilt der heute größte Skipassverbund der Welt als Modell für Erfolg und Entwicklung im Bereich des Wintertourismus. Im Jahr 1973 konzipiert, feierte die zunächst als Superski Dolomiti (ab Oktober 1984 dann Dolomiti Superski) benannte Vereinigung von Liftbetreibern 1974 auf dem internationalen Skimarkt Premiere und fasste im Laufe der Jahre zwölf Dolomitentäler zu einer Vereinigung autonom geführter Bergbahngesellschaften zusammen, die alle die selben Ziele verfolgen: die Benutzung der vorhandenen Bergbahnen und Skipisten mit einem einzigen Skipass und ohne Grenzen zwischen den einzelnen Skigebieten, sowie das gemeinsame touristische Marketing für das Dolomitengebiet. Die Zahlen von heute sprechen für sich: 1.200 km Piste und 450 Lifte in 12 Tälern – nutzbar mit einem einzigen Skipass im Winter und 140 offene Lifte, 10.000 km markierte Wanderwege, 450 km Trails für Mountainbikes in allen Dolomitentälern, allesamt nutzbar mit einem einzigen Liftpass im Sommer. Der Skipassverbund Dolomiti Superski hat die Aufgabe, den Verkauf der gemeinsamen Skipasssortiment und die entsprechende Verteilung der Einnahmen zu verwalten, sich um den technischen Aspekt der Zugangskontrolle zu den Aufstiegsanlagen zu kümmern und gemeinsame Marketingmaßnahmen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene durchzuführen. Darüber hinaus vertritt Dolomiti Superski den Verbund der Dolomiten nach außen und pflegt die Beziehungen zu den Gebietskörperschaften der drei Provinzen, zu denen das Gebiet von Dolomiti Superski gehört. Dolomiti Superski ist nicht Eigentümer von Aufstiegsanlagen, Skipisten oder anderen Infrastrukturen, die in den Zuständigkeitsbereich der einzelnen Seilbahngesellschaften fallen, die auf Talebene zusammengeschlossen sind.
Die Anfänge des Skitourismus
In den Dolomiten wird schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts skigelaufen. Die ersten Wintertouristen waren Vertreter des österreichisch-ungarischen, deutschen und englischen Adels. Natürlich gab es keinerlei Aufstiegshilfen, und der Skilauf fand hauptsächlich in der Form des heutigen Tourengehens statt. Mitunter stieg man die tief verschneiten, nicht präparierten Hänge sogar mit geschulterten Skiern hoch. Doch da Mensch bekanntlich zur Bequemlichkeit neigt, ist er stets auf der Suche nach Dingen, die das Leben einfacher machen – auch in Sport und Tourismus. Und so führte der Erfindungsgeist einiger Pioniere zum Bau der ersten Seilbahnen (Bozen-Kohlern, Lana-Vigiljoch, Cortina-Pocol), die zunächst hauptsächlich für den Sommer und für den reinen Personentransport gedacht waren. In den frühen Dreißiger Jahren kamen dann die Schlittenseilbahnen in Alta Badia, Gröden und auf der Seiser Alm dazu, die später von den ersten Schleppliften abgelöst wurden, deren Technik bis heute verwendet wird. Der erste große Qualitätssprung fand gleich nach dem Zweiten Weltkrieg statt, als 1946 am Col Alt in Corvara Italiens erster Einer-Sessellift zugelassen wurde. Ein System, das sich schnell verbreitete und mit entsprechenden Fortentwicklungen zur Lead-Technologie für den Skifahrertransport wurde. Der zweite entscheidende Innovationsschritt fand 1978 statt, als die ersten automatisch kuppelbaren Liftanlagen Italiens errichtet wurden, wieder in den Dolomiten; der erste war der Dreier-Sessellift Miara in St. Vigil in Enneberg. Von da an entwickelten sich die Anlagen ständig weiter, über automatisch kuppelbare Kabinenbahnen hin zu Bergbahnen der neuesten Generation wie 2S, 3S, Funifor etc. Und häufig hatten die ersten Bahnen eines neuen Typs, so wie in frühen Tagen, in den Dolomiten Premiere.
Die Pioniere
Die Idee, verschiedene Skigebiete in den Dolomiten auf die eine oder andere Weise zusammenzufassen, entsteht bereits in den 60er Jahren, als eine Gruppe von Tourismusunternehmern einen entsprechenden gemeinsamen Nenner sucht. Was sich in diesen Anfangstagen letztlich jedoch als unüberwindliches Hindernis erweist, ist der Umstand, dass die ins Auge gefasste Region zu groß und zu heterogen ist – schließlich zählt sogar der Gardasee dazu. 1973 greifen einige Bergbahnbesitzer und Tourismusämter die Idee wieder auf und bringen eine Karte heraus, auf der sämtliche Bergbahnen und Skipisten von damals eingezeichnet sind. Die Öffentlichkeit jedoch erwartet sich mehr als einen schlichten Pistenplan. So wird nur ein Jahr später, 1974, Dolomiti Superski ins Leben gerufen, ein einziger Skipass, mit dem sämtliche angeschlossenen Bergbahnen benutzt werden können. Die Anfänge der Geschichte von Dolomiti Superski hat Fiorenzo Perathoner, Präsident des Konsortiums von 2000 bis 2008, anlässlich des 30. Jahrestages der Gründung von Dolomiti Superski folgendermaßen erzählt: „Erich Kostner rief mich an und wollte mich treffen, weil er eine Idee hatte, über die er diskutieren wollte. Wir trafen uns ein paar Tage später im Hotel Posta in Corvara. Außer Erich Kostner waren Ing. Ugo Illing, Erich Kastlunger, Gottfried Declara, Paolo Fosco, Dr. Franz Perathoner und natürlich ich selbst anwesend. Herr Kostner teilte uns mit, dass es an der Zeit sei, eine Lösung für die Sellaronda-Fahrer anzubieten, die gezwungen waren, an jedem Lift die Brieftasche zu zücken und eine neue Fahrkarte zu kaufen. Er erläuterte uns seine Idee, nämlich eine Übereinkunft zu finden, um für die Bergbahnen der vier Täler rund um das Sellamassiv einen einzigen Skipass anbieten zu können. Der Vorschlag fand positiven Anklang, und selbst jene Anwesende, die keine zur Sellaronda gehörenden Bergbahnen hatten, äußerten sich zustimmend. Und so nahm ein ehrgeiziges Projekt seinen Anfang.“ Der nächste Schritt war die Veröffentlichung eines einheitlichen Pisten- und Anlagenplans der Dolomiten im Jahr 1973, gefolgt von der Vereinheitlichung der Skipässe in der Wintersaison 1974/75, der ersten von Superski Dolomiti. Um ein Projekt dieser Größenordnung auf die Beine zu stellen, brauchte man natürlich eine Person, die als Motivator und treibende Kraft fungierte, und schon bald fiel der Name von Gianni Marzola, einem in Gröden wohnhafter Seilbahnunternehmer aus Mailand, der im ganzen Gebiet bekannt war, sich für das Projekt begeisterte, charismatisch war und ein großer „Netzwerker“ mit Kontakten und Verbindungen auf höchster nationaler und internationaler Ebene. Gianni Marzola wurde zum Präsidenten von Superski Dolomiti gewählt und blieb nicht weniger als 26 Jahre im Amt, wobei er der großen Wintertourismusorganisation der Dolomiten seinen Stempel aufdrückte.
Erste Entwicklungen
Im Jahr 1974 bestand das neue Skikarussell der Dolomiten aus 250 Aufstiegsanlagen in 6 Tälern der Dolomiten, darunter auch jene, die heute die Sellaronda und einen Teil der Gebirgsjägertour bilden: Cortina d’Ampezzo, bereits Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1956 und in Erwartung der Spiele von Mailand-Cortina im Jahr 2026; Kronplatz und Alta Badia, seit jeher führend in der technologischen Innovation und Austragungsorte des Alpinen Skiweltcups; Gröden/Seiser Alm, Austragungsort der Alpinen Skiweltmeisterschaften 1970 und Bewerber für die Ausgabe 2031; das Fassatal, inzwischen auch Austragungsort des Ski- und Skicross-Weltcups; und schließlich Arabba, das höchstgelegene Skigebiet der Dolomiten. In dieser Phase stehen den Skifahrern nicht weniger als 740 km Pisten zur Verfügung. Der erste Präsident der neuen Organisation, die ihren Sitz bis Ende 1979 in Cortina d’Ampezzo haben wird, ist der gebürtige Mailänder und in Gröden wohnhafte Gianni Marzola, der dieses verantwortungsvolle Amt 26 Jahre lang innehaben wird. Ihm folgte im Jahr 2000 Fiorenzo Perathoner aus Canazei, der wiederum 2008 von Sandro Lazzari, ebenfalls aus Mailand stammend und in Wolkenstein zuhause, abgelöst wurde. In den ersten Jahren war es Bepi Majoni, Sekretär des Konsortiums der Seilbahnen von Cortina, der die grundlegenden Aufgaben der Verwaltung des neuen Vereins wahrnahm. Zu den Gründungsmitgliedern des damaligen Superski Dolomiti gehörte auch Franz Perathoner aus Wolkenstein, der ab 1979 bis Ende 2012 das Amt des Generaldirektors von Dolomiti Superski innehatte, bevor er die Agenden an den derzeitigen Generaldirektor Thomas Mussner weitergab.
Erweiterung und Konsolidierung
Die große Dolomiten-Skifamilie wächst von Anfang an und mit ihr das skifahrerische Angebot. Ein Jahr nach der Gründung, 1975, schließen sich die Bergbahnen des Hochpustertals an Dolomiti Superski an und lassen die Zahl der verfügbaren Lifte von 250 auf 306 ansteigen. 1976 dehnt sich das Gebiet nach Süden und Osten aus, mit Fiemme/Obereggen und San Martino di Castrozza. Am Ende der zweiten „vereinten“ Wintersaison gibt es bereits 347 Bergbahnen und 930 km Piste. Das Eisacktal mit seinen Skigebieten Plose, Jochtal und Gitschberg stößt 1979 dazu und erhöht das Pistenangebot auf 1.000 km. 1985 ist Tre Valli an der Reihe, das mit der Abspaltung vom Fassatal zu einem unabhängigen Skigebiet von Dolomiti Superski wird. 1993 gliedert sich als bis heute zeitlich letztes, eigenständiges Skigebiet die Civetta ein. Es gibt nun 1.200 Pistenkilometer und 450 Bergbahnen. 2000 schließlich wird die Marmolada, als Teil des Skigebietes Arabba/Marmolada, ebenfalls in den Skipassverbund Dolomiti Superski eingebunden.