X-Over

Paragliding – endlich fliegen…

Einfach mal etwas Neues – diesem Motto wollte auch X-ACES.com folgen und ist dabei durch Zufall auf das Gleitschirmfliegen und die Flugschule Blue Sky im Osttiroler Sillian gestoßen. Wir alle kennen das unglaubliche Gefühl der Freiheit – des in der Luft seins – durch Sprünge mit dem Mountainbike, den Skiern oder dem Snowboard. Und bekanntlich heißt es häufig: „Nur fliegen ist schöner“, also wieso nicht gleich richtig in die Luft gehen mit einem entsprechenden Fluggerät.

Konstantes Beschleunigen beim Start
Wichtig ist nach dem Sicherheitsblick nach oben, dass man konstant beschleunigt

Der Zufall hat uns bei einem etwas anderen Junggesellenabschied ins schöne Pustertal geführt und wir haben einen halben Tal lang einen Paraglide Schnupperkurs absolviert, was allen richtig Spaß bereitet hat. Nachdem einige Wochen später immer wieder das Thema „Fliegen“ aufgekommen ist, haben wir Stefan und Susanne von der Flugschule Blue Sky angerufen und einen Termin für die Gleitschirm-Ausbildung ausgemacht. Im Folgenden führen wir die nötigen Fakten und unsere Erfahrungen auf.

Im Gegensatz zu früher beginnt die Ausbildung zum Gleitschirm-Schein direkt mit der Praxis am Übungshang und bereits nach einer Stunde ist man die ersten Meter in der Luft. Bevor man selber loslegt, erklärt der Ausbilder die grundlegenden Teile des Schirms und Gurtzeugs, wie der Schirm ausgebreitet wird, die Leinen sortiert werden, wie man das Gurtzeug richtig anlegt und den Schirm einhängt. Es folgt der extrem wichtige 5-Schritte-Check, damit beim Start und in der Luft auch alles „safe“ abläuft. Und schon geht es los mit dem Schirmaufziehen. Sobald dies einigermaßen klappt, geht es eine Stufe weiter und nach einigen Schritten ist man auch schon in der Luft. Ständig per Walkie Talkie mit dem Fluglehrer verbunden, segelt man einige Meter den Übungshang hinunter und man bekommt die Anweisungen zur Landung. Sprich wir absolvieren laut Ausbildungsplan die Start- und Landeübungen. Da man nach jedem Flug den Hügel mit Schirm wieder hochlaufen muss, weiß man am Abend ziemlich genau, was man geleistet hat. Je nach Windbedingungen verbringt man so einen Großteil des ersten Tages und nach etwa zehn Start- und Landeübungen geht es zurück zur Flugschule, wo vorbereitend auf den nächsten Tag das Gurtzeug richtig eingestellt wird. Dazu gilt es zu wissen, dass alle Gurte eine Sitzfläche aufweisen, in die man nach dem Start hineinrutscht, aber vor der Landung auch wieder aus dem Sitz in eine stehende Position wechseln muss. Damit dies auch problemlos funktioniert, ist die erwähnte Einstellung so wichtig.
Abschließend folgt noch ein Theoriestunde, die sich vor allem mit dem Landeplatz und der Landeeinteilung befasst. Diese, auch Landrevolte genannt, ist gesetzlich vorgeschrieben und besteht aus Position, um gegebenenfalls Höhe abzubauen, Gegenanflug, Queranflug und Endanflug.

[raw]

5-Schritte-Check
Vor dem Start sollten folgende Punkte kontrolliert werden.

  • Gurtzeug
  • Leinen
  • Lage des Schirms
  • Luftraum
  • Wind

[/raw]

Sicherheitscheck beim Start
Wichtig beim Starten ist, dass man nach dem Aufziehen den Schirm anbremst und mit dem Sicherheitscheck die hintere Kante des Schirms kontrolliert.

Man glaubt es kaum, aber falls die Starts und Ladungen  des ersten Tages am Übungshang ordentlich funktioniert haben, beginnt der zweite Tag bereits mit den ersten Höhenflügen mit einer Höhendifferenz von 300 Metern. Nach dem Shuttle zum Startplatz am Petersberg wird man vom ersten Fluglehrer beim Ausbreiten des Schirms und Anlegen des Gurtzeugs unterstützt. Sobald die Windbedingungen passen, der 5-Schritte-Check durchgeführt wurde – kontrolliert vom Fluglehrer – läuft man los, bremst den Schirm zur nochmaligen Kontrolle an und falls Alles passt, beschleunigt man, bis man sich in der Luft befindet. Sobald ein sicherer Bodenabstand erreicht ist, übernimmt der zweite Fluglehrer vom Landeplatz und dirigiert einen Richtung Landeplatz. Dort angekommen soll man ständig den Landpunkt im Blick behalten, was zum Feststellen der eigenen Höhe maßgeblich ist, und bekommt genaue Anweisungen zum sicheren Landen, also ausgehend von der Position über den Gegenanflug, den Queranflug und schließlich den Landeanflug. Sobald alle Kursteilnehmer sicher gelandet sind, geht es auch schon wieder zum Startplatz, sodass man viel Flugpraxis erhält. Aufgrund sich verschlechternder Windverhältnissen wurde der Nachmittag für die Theoriestunden genutzt.

Auch der nächste Tag beginnt gleich wieder mit dem Shuttle zum Startplatz, so dass die geforderten fünf Höhenflüge für den Grundkurs bereits nach drei Tagen absolviert waren. Festhalten muss man allerdings, dass dies natürlich wetterabhängig ist und die Fluglehrer sich natürlich bereits am Morgen über die Wetterlage informieren und dann jeweils noch vor jedem Start vom Start- wie auch vom Landeplatz die Windbedingungen checken und die Startfreigabe auch vom bereits angeeigneten Können des Teilnehmers abhängig machen. So kommt es auch mal vor, dass man, statt zu fliegen, wieder zum Landeplatz kutschiert wird und dort Grundhandling Übungen absolviert, sprich, man lernt den Schirm am Boden zu steuern, so dass man mit der Zeit auch in der Lage ist, rückwärts zu starten. Dabei steht man mit dem Körper zum Schirm, der Rücken ist also talwärts gerichtet, und sieht beim Aufziehen die ganze Zeit den Schirm, wobei die Leinen einmal gekreuzt sind. Anschließend wird der Schirm über dem Kopf gehalten und kontrolliert. Erst wenn alles passt, dreht man sich aus und der normale Startvorgang wird fortgesetzt. Da dieses Handling Einiges an Übung und Geschick erfordert, raten wir jedem Gleitschirmflieger immer wieder zum Groundhandling, was unabdingbar für gute Schirmkontrolle ist.

Die nächsten Tage haben wir weiterhin in Höhenflüge, Groundhandling und Theorie aufgeteilt, einen kurzen Theorietest geschrieben und bereits Übungen wie Nicken, Rollen und Ohrenanlegen durchgeführt. Aufgrund guter Windbedingungen konnten wir sogar in der Thermik aufsteigen und auch Soaren. Letzteres bedeutet, den Hangaufwind nutzen und am Hang entlang fliegen, sich mit Rechts- und Linkskehren den Berg nach oben schrauben. Durch diese Techniken konnten alle Kursteilnehmer zwischen 45 Minuten und zwei Stunden am Stück fliegen – verbunden mit einem unglaublichen Gefühl der Freiheit!

In der zweiten Ausbildungswoche haben wir unseren Radius erweitert und sind zu den Obertilliacher Bergbahnen im Lesachtal gefahren. Mit der Bahn ging es zum Startplatz „Scheibe“ von dem es 650 Höhenmeter bis zum Landeplatz „Obertilliach“ sind. Das Gebiet eignet sich ausgezeichnet für Thermikflüge, so das fortgeschrittene Paraglider auch die 20 Kilometer nach Sillian fliegen können. Die Flugschein Teilnehmer hatten zwar nicht das Vergnügen, konnten sich aber auch 600 Höhenmeter über den Startplatz schrauben, was einen fantastischen Blick zu den Dolomiten mit den drei Zinnen freigab. Positiv zu erwähnen sind die günstige Wochen- bzw. Jahreskarte der Bergbahn, welche neben dem Gleitschirmfliegen auch zum Wandern oder Mountainbike genutzt werden kann. Die aktuellen Preise können von der Website der Obertilliacher Bergbahnen entnommen werden.

Abschließend können wir festhalten, dass jeder das Paragliden ausprobieren sollte, sei es mit einem Tandemflug, einem Schnupper- oder einem kompletten Gleitschirmkurs, um das unglaubliche Gefühl des Fliegens live zu erleben. Eine sehr wichtige Erkenntnis können wir aber noch mit auf den Weg geben: Achtet unbedingt auf eine sehr gute Flugschule, die auf das Jahr bezogen viele Kurse anbietet. Auch hier zählt wie so oft im Leben die Erfahrung der Flugschule und der Lehrer, die darauf achten, dass man von Beginn an alle Schritte einhält und sauber ausführt, was schließlich zu routinierterem und  sichererem Fliegen führt. Hier können wir auf jeden Fall die Blue Sky Flugschule empfehlen, die bis auf November das ganze Jahr komplett flexibel im wunderschönen Pustertal in Osttirol ausbildet. Sprich, die Ausbildung kann auch in mehrere Abschnitte aufgeteilt werden. Darüber hinaus werden weiterführende Kurse wie Streckenflug, Thermikkurs, Sicherheitstraining oder der Tandem-Schein angeboten. Absolutes Highlight der Blue Sky Flugschule stellen allerdings die Paraglide-Reisen in die ganze Welt dar. Angefangen von Nepal, über Südafrika, Argentinien, Kanada aber auch zu einmaligen Gegenden in ganz Europa.

Hier die Kontaktdaten zur Blue Sky Flugschule:
A – 9920 Sillian 83
Telefon: +43 4842 5176
Website: www.bluesky.at (mit Kontaktformular)

 

Mit auf den Weg möchten wir Euch einen weiterführenden Artikel geben, was man – auch mit Familie – in Sillian und Umgebung alles erleben kann.